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Gesundheit und Osteopathie

Aktualisiert: 22. Mai 2021

Gesundheit – ein kostbares Gut, ein Menschenrecht (WHO 2006), viel diskutiert, omnipräsent.

Etymologisch entstammt der deutsche Begriff Gesundheit dem althochdeutschen gisunt – heil, gesund sein, vollständig, ganz sein (Kluge 1960, S.244). Eine solche sprachliche Gemeinsamkeit von Gesundheit und Ganzheit findet sich auch im Englischen (Riesch 2013).

A.T. Still, Begründer der Osteopathie, arbeitet eben diese Gemeinsamkeit als zentrales Element des osteopathischen Denkens und Handelns heraus. Er beschreibt den Menschen

als eine Dreiheit, bestehend aus Körper, Geist und Seele, welche im Zustand der Gesundheit harmonisch, also als Einheit bzw. Ganzheit miteinander agieren.

Gesund zu sein ist das Ziel jeder lebenden Zelle. Basierend auf dieser Idee postuliert Still die Idee der intrinsischen Gesundheits-Kraft eines jeden Lebewesens. Ist eine Zelle, sind viele Zellen nicht mehr in der Lage diese Kraft auszudrücken, verschiebt sich das Wohlbefinden auf einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum in Richtung Krankheits-Pol. Das Streben des Körpers nach Gesundheit und die harmonische Interaktion der Einzelteile zu unterstützen ist die Aufgabe der Osteopathie - in diesem Kontext sind die viel zitierten Worte „Gesundheit zu finden ist Aufgabe des Arztes1. Krankheit kann jeder finden“ zu nennen. (Still 1971; Still 1908 a; Still 1908 b).

Die Idee Gesundheit in das Zentrum therapeutisch-medizinischer Denkweise zu stellen findet sich auch in anderen Denkansätzen wieder. Zu nennen ist u.a. das Konzept der Salutogenese von Antonovsky, welches seit den 90er Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.


Vor sieben Jahren habe ich mich auf eine philosophisch-praxis orientierte Forschungsreise zu den großen Begriffen der Osteopathie „Gesundheit“ und „Ganzheit“ begeben. Ein Schritt auf dieser Reise war das erstmalige schriftliche Ausformulieren meiner Gedanken in meiner Masterarbeit „Themen in osteopathischen Erstanamnesen – Eine Betrachtung der Theorie der Ganzheitlichkeit“, ein weiterer ist das Dozieren an der Osteopathische Schule Deutschland in Berlin zu den Themen Salutogenese und Ganzheitlichkeit. Viele weitere Schritte gehe ich jeden Tag im Kontakt mit meinen Patient*innen.


1 In den USA, dem Geburtsland Stills und der Osteopathie tragen osteopath*innen, ebenso wie schulmedizinisch arbeitende Ärzt*innen, den Namen doctor, also Arzt bzw. Ärztin.


Literatur:

Kluge, F. (1989). Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 22. Aufl. Berlin und New York: Walter de Gruyter.

Riesch, A. J. (2013). Gesundheit durch Ganzheit - ein osteopathisch-salutogenetischer Ansatz. Osteopathische Medizin 14 (2), 22-23.

Still, A. T. (1908 a). Adress of Welcome. The Journal of Osteopathy 15 (9), 526.

Still, A. T. (1908 b). Autobiography of Andrew T. Still. Kirksville: A. T. Still.

Still, A. T. (1971). The Philosophy of Osteopathy. 4. Aufl. Michigan: EDWARDS BROTHERS.

World Health Organization WHO (2006). Constitution of the World Health Organization. 45. Aufl.


Fotografie:

Rebecca Thoma


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